Valentinstag
(oder, ein Tulpenstrauß)

Der Tag ist zu Ende.

Gott sei Dank.

Die letzte Mail verschickt, der Sekretärin den letzten Brief diktiert.

Er freut sich auf den Abend.

Entspannt lehnt er sich im Sessel zurück, raucht noch eine Zigarette und schaut aus dem Fenster.

Warm hüllt sich die Stadt in gleißendes Licht.

Ein Blick auf die Uhr verrät ihm, dass er sich beeilen muss.

Er schlüpft in sein Sakko, erledigt noch ein Telefonat und steigt in sein Auto.

Die Straßen sind voller als sonst.

Das Parkhaus ist besetzt. Doch ihm ist es egal ob er einen Strafzettel bekommt und parkt direkt vor dem Blumenladen.

Rote Rosen sollen es sein, dachte er sich, wählt einen der letzten Sträuße und lässt noch ein paar Orchideen einbinden.

Fast hätte er vergessen, noch den obligatorischen Frühlingsstrauß zu kaufen.

Tulpen, im Dutzend.

Im Geschäft gegenüber sucht er noch einen Armreif aus. Zierlich, golden, schlichte Eleganz.

Eine halbe Stunde später dreht er den Schlüssel im Schloss. Warmer würziger Duft heißt ihn zum Abendessen willkommen.

Das Wohnzimmer ist in Kerzenschein gehüllt.

Der Tisch perfekt gedeckt.

Leise Geräusche aus der Küche.

Achtlos wirft er das Papier in die Ecke und legt ihr den Strauß auf den Teller.

Es ist wunderschön. Genauso hatte er es sich vorgestellt.

Als sie das Zimmer betritt ist er glücklich.

Perfektes Make-up, ein Lächeln im Gesicht, ein Hauch Chanel.

Ihre Augen strahlen ihn an, als er ihr den Reif übers Handgelenk streift.

Lachs, Rotwein, Musik. Einfach perfekt.

Dann der Nachtisch.

Sanft fühlt er ihre Haut. Weich, zart, begehrenswert. So vertraut nach all den Jahren. Eng umschlungen verliert er sich. Genießt ihren Körper, liebkost ihren Mund, hört ihre Leidenschaft.

Später unter der Dusche rinnt das Wasser an ihm herab.

Es tut ihm gut.

Sein Aftershave steht auf dem Spiegeltisch.

Es geht ihm gut.

Im Auto warten die Tulpen.

Die Tulpen für seine Frau.