Stell dir vor

oder
Wie sich Depressionen anfühlen

Du stehst inmitten der Menge
und langsam verschwindet der Stoff,
der deine Blöße bedeckt.

Deine Narben verraten dein Leben,
und vollkommen schutzlos,
bluten deine offenen Wunden.

An deinen Füssen sind Fesseln,
ein Stein zieht den Kopf zu Brust
und die Hände umschlingt ein Band.

Vollkommen reglos
versuchst du zu laufen
und schaffst keinen Schritt.

Nackt unter Blicken,
will dich keiner sehen,
gehen vorbei und flüstern nur leise.

Frierend stehst du dann da,
fühlst nichts mehr in dir
und willst nur noch springen.

Doch du kannst nicht mehr laufen,
denn es fehlt dir die Kraft,
und so fängst du an dich zu drehen.

Immer wieder und ganz schnell,
bis die Bilder verschwimmen
und die Gesichter verzerren.

Du willst nicht nackt sein,
nicht kraftlos und dort ausgesetzt,
deshalb drehst du dich weiter.

Der Schwindel im Kopf,
lässt dich dann vergessen,
und die Welt erträglich werden.

Jede Faser deines Körpers,
stellt sich dort zur Schau,
und niemand versteht.

Niemand der dich anhalten kann,
denn um zu überleben,
darfst du nicht aufhören.

Packende Hände zerren an dir,
können es nicht mehr ertragen,
und wissen nicht, was sie tun.

Der plötzliche Halt,
entreißt dir den Boden,
der dich leben ließ.

Für einen Moment stehst du still,
für die anderen normal,
doch innerlich drehst du dich weiter.

Sie haben dir genommen,
was für dich erträglich war,
weil sie nicht verstanden.

Und so stehst du stumm,
ziehst keine Kreise
und weißt nicht wohin.

Sie ziehen dich an,
schleifen dich mit durchs Leben,
das Problem scheint gelöst.

Doch du bist nicht da,
bist innerlich leer,
trabst nur hinterher.

(Stell dir vor, dieser Jemand wärst du,
dann hättest du eine geringe Vorstellung davon
wie es Menschen geht, die an Depressionen erkrankt sind.
)