Schicksal

Eine alte Frau mit grauem Haar,
viele Falten sind in dem Gesicht,
silbergraue Augen, sonderbar,
und doch fürchte ich mich nicht.

Suche unverwandt den weisen Blick,
setze mich an ihre Seite,
schaut sie wissend dann zurück
und blickt in meiner Seele Weite.

Nimmt sie langsam meine Hand,
alt und grau ist ihre Haut,
eingehüllt in rotem Samt,
in ihrer Welt, die keiner glaubt.

Zitternd hält sie meine fest,
versinkt in stillem Treibenlassen,
schaut nur so weit, wie man sie lässt,
die Zukunft nah zum fassen.

Endlos scheint der Augenblick,
mystisch und geheimnisvoll,
kommt sie dann ins Jetzt zurück,
fragt sich selbst, ob ich es wissen soll.

Sieht die Angst in mir geschrieben,
die Sehnsucht, welche lang schon wohnt,
die alten Sachen, längst vertrieben,
frag ich mich, ob es sich lohnt.

Möcht ich wirklich jetzt erfahren,
was mit mir passieren kann,
die Geschehnisse von all den Jahren,
viel zu kurz, nicht wirklich lang?

Ich habe nicht das Recht darauf,
ohne es allein zu leben,
ändern kann ich nicht den Lauf,
nur das Schicksal gnädig nehmen.

Ohne nur ein Wort zu reden,
spreche ich mit meinen Augen,
hat sie mir doch viel gegeben,
Sicherheit und einen Glauben.

Die Erkenntnis tief in mir geweckt,
was kommen wird nicht zu bestimmen,
wurde der Tisch schon längst gedeckt
und niemand kann dem Mahl entrinnen.

Jemand hat es schon geschrieben,
was morgen und auch später ist,
wurde ich hierher getrieben
und vom Schicksal sanft geküsst.

Lächelnd sagt sie mir "Viel Glück",
und leise dank ich ihr,
geh ich weiter, schau nicht zurück,
finde meinen Weg zu mir.